22.06.00 ZDF Auslandsjournal

Die Verschwundenen

Alicia ist eine glücklich verheiratete Geschichtslehrerin und stolze Mutter einer fünfjährigen Adoptivtochter. Ihr harmonisches Familienleben bekommt einen Riss, als ihr eine aus dem Ausland zurückgekehrte Freundin von ihrer Folterung durch die Militärs berichtet. Entsetzt erfährt Alicia, dass die Babys vor der Ermordung ihrer Mütter zur Adoption an gutsituierte, kinderlose Paare weitergegeben wurden, die keine Fragen nach der Herkunft der Kinder stellten. Als Ihr Mann Roberto auf ihre Nachfragen verdächtig reagiert, beginnt Alicia selbst Nachforschungen über die Herkunft ihrer Tochter anzustellen. Der Kontakt mit einer der Mütter von der Plaza de Mayo, die vor dem Präsidentenpalais demonstrieren, um Informationen über ihre verschwundenen Kinder zu erzwingen, gibt ihr die schreckliche Gewissheit: Ihre Tochter ist das Kind einer "Verschwundenen". Als sie Roberto mit der Wahrheit konfrontiert, erfährt sie mehr über ihren Mann als ihre Ehe verkraften kann.


Geschichtlicher Hintergrund

Die Mütter der Plaza de Mayo

1976. Nach einem Militärputsch ergreift General Jorge Videla die Macht in Argentinien. Die Herrschaft der Generäle dauert acht Jahre. Sie kostet Tausenden von Regimekritikern und ihren Angehörigen das Leben. Aus dem Kampf der Generäle gegen den so genannten linken Terror wird ein Krieg gegen das eigene Volk. 30.000 Menschen, so schätzen Menschenrechtsorganisationen, verschwinden.

1983. Die Niederlage auf den Falkland-Inseln nach dem Konflikt mit Großbritannien hat die Macht der Militärjunta geschwächt. Sie muss Platz machen für eine demokratisch gewählte Regierung. Unter Präsident Raul Alfonsín wird den Generälen der Prozess gemacht. Etwa 300 werden verurteilt, später allerdings wieder begnadigt. Seit 1977 haben sich Mütter der Verschwundenen organisiert. Bis heute fordern sie Aufklärung über das Schicksal ihrer Kinder. Seit mehr als 20 Jahren stehen die Mütter der Plaza de Mayo Woche für Woche vor dem Präsidentenpalast, fragen nach ihren Kindern. Noch immer fehlen genaue Anagben über die Zahl, über die Schicksale der Opfer. Was man aus Aussagen geständiger Offiziere weiß, ist schaurig genug. So wurden zum Beispiel viele Häftlinge beiseite geschafft, indem sie lebend aus Flugzeugen ins Meer geworfen wurden.